So oder so ähnlich geht es uns doch immer wieder mit unseren Beobachtungen. Das, was wir kennen, nutzen wir, um in Situationen ganz schnell eine Bewertung abzugeben. Und schon ist es da, das Urteil.

Das ist unser Wesen. Wie gut wir darin sind, die Situation zu betrachten. So rettete uns diese Fähigkeit schon als Steinzeitmenschen oft das Leben und bis heute nutzen wir diese Form der Lagebeurteilung. Es ist eine normale Reaktion.

Aber hier: Ein Bild, eine Wertung. Wir sitzen sicher vor dem Monitor, sehen eine Szene und sortieren sie zum Beispiel so ein, wie es links steht.

Warum nutzen wir nicht die Sicherheit, uns andere Optionen zumindest durch den Kopf gehen zulassen. Vielleicht die Szene nicht sofort einer Wertung zuzusprechen?

Oft führt ein solches Verhalten zur Ausgrenzung. Feige Gerüchteküchen entstehen, (Vor-)Urteile schmähen jemanden und etwas aus der vermeintlich allumfassenden Erfahrung von uns selbst. Mit verniedlichenden Worten wie "Es menschelt halt". Und mit absoluter Gewissheit: "Das ist so. Punkt!"

Oft dann aber zum Nachteil des Verurteilten.

Wahrheit...

...stets im Auge des Betrachters

"Nun schau es Dir an!

Schon wieder reißt ein Wolf mitten in der Herde ein Schaf.

Wölfe, diese Mistviecher. Die armen Schafe! Es ist gut, dass Wölfe zum Abschuss freigegeben sind. Die braucht kein Mensch! Und auch kein Schaf! Das arme Tier..."

...ist meist mehr als meine Sicht

Wie aber ist es, wenn man sich zurücknimmt, es sich gestattet, über den Tellerrand zu blicken und die Situation dann etwas breiter betrachtet?

Dann wird das Schaf gar nicht gerissen. Im Gegenteil, ihm wird geholfen.

So ist es, wenn man vor dem ersten Urteil innehält und sich einen Perspektivwechsel gestattet. Das ist gerade bei einer Betrachtung aus Distanz immer ratsam. Dann entwickeln sich Gerüchteküchen mehr zu Orten von Dummschwätzern, die nur zwei Wahrheiten kennen: Ihre und die der bequemen, breiten Masse.

Gleiches passiert im eigenen Kopf.

So wie hier...

Und übrigens: Selbst im ersten Bild hätte man es bereits sehen können: Es ist gar kein Wolf ;)

Auch fehlende Sach- und Fachkenntnis führt zu solchen Verurteilungen...

Beste Grüße an Alfred E. Neumann